Meine Erwartungen ohne Vorwissen
Wie in unseren „Fresh Pixels“ bereits erwähnt, hier nun der Test zu Blacksmith of the Sand Kingdom. Zunächst erschien mir das Spiel als ein sehr solides JRPG. Natürlich nicht im Sinne eines Dragon Quest oder Octopath Traveler, sondern eher eine Liga darunter. Auf den ersten Blick überzeugend waren für mich der nette Artstyle, die stimmige Musik (wie man sie aus den 90ern kennt) und eine für mich neue Kombination aus rundenbasierten (ggf. taktischen) Kämpfen, Crafting und Shopmanagement. Alles in Allem habe ich in Blacksmith of the Sandkingdom viel Potenzial gesehen. Leider musste ich mich eines Besseren belehren lassen… (Gameplay Beispiel hier)

Die Story in Blacksmith of the Sand Kingdom
Prinzipiell gibt es keine Story. Vielmehr bekommt man Rahmenbedingungen präsentiert, in denen das Gameplay versucht, sich zu entfalten. Ihr spielt Volker, den Sohn eines im Krieg verstobenen Schmiedes. Volker wollte eigentlich immer Abenteurer werden, aber sieht sich nun dazu bewgt, parallel den Shop/Schmiede seines Vaters fortzuführen. Zum Glück steht ihm Valeria bei, von der wir nicht wissen, woher sie kommt und was sie vielleicht sonst gerne mit ihrem Leben angefangen hätte. Sie übernimmt fortan die Rolle der Ansprechperson in eurer Schmiede und dem Shop. Schließlich hat jeder Ort in der Stadt einen eigenen NPC, der die Welt vom Sand Kingdom etwas lebhafter macht.
Neben eurer Schmiede gibt es noch die Abenteurer Gilde, die Kirche/Infirmary, einen Item Shop und eine Taverne. Nach den ersten Quests kommt dann auch noch eine Kampfarena hinzu, in der ihr gegen Monster kämpfen könnte, ohne einen Dungeon betreten zu müssen. Jeder Ort ist mit einer Figur bestückt, die nett gezeichnet ist und mehr oder weniger in Verbindung zu Volker’s verstobenen Vater steht. All diese Ort sind wichtig, um den Grinding-Circle variantenreich zu schließen.

Prinzipiell müsst ihr außerhalb der Stadt in den „Dungeons“ umherlaufen, Moster bekämpfen und Erzadern zerkleinern. Das bringt zum einen Ressourcen sowie Erfahrungspunkte für das Leveln. Ihr nehmt die Ressourcen, geht in die Stadt, craftet Items und verkauft diese (oder rüstet euch mit diesen aus. Mit dem Geld geht ihr essen (was Erfahrungspunkte bringt) oder kauft euch neue Skills usw. dazu. Dann wird geschlafen und der Kreis geht in eine Unendlich-Schleife.
Nicht, dass ich ein Feind vom Grinden wäre. Im Gegenteil: ich kann mich darin durchaus eine Weile verlieren. „Leider“ brauche ich dazu auch immer eine gewisse Motivation. Lediglich bessere Waffen zu bekommen, reicht mir nicht aus. Entweder gibt es noch eine gewisse Herausforderung oder eine tiefgreifende Story. Leider ist beides nicht vorhanden.
Von der Story selbst hab ich nicht so viel erwartet – JRPG eben – was auch absolut kein Problem darstellt, wenn wenigstens sowas wie ne Story vorhanden wäre. Es ist viel mehr ein kurzes Narrativ, welches um das Gamplay gesponnen wurde. Dieses kleine Narrativ besteht auch vielen guten Gedanken, ist aber gleichzeitig so extrem banal, sodass man sich keinerlei Texte durchlesen muss/möchte und einfach den Grinding-Cycle fortführt. Das gleiche gilt auch für die kleinen „Nebenquests“, die man in der Gilde auflesen kann.

Die „Herausforderung“ in Blacksmith of the Sand Kingdom
Wie gesagt, sind meine Erwartungen an eine JRPG Story nicht sonderlich hoch – hauptsache, sie vermittelt ein mehr oder weniger aufrichtiges Gefühl. Wichtiger ist mir in der Tat, dass ein Spiel bzw. RPG eine gewisse Herausforderung für mich darstellt, wenn es an die Kämpfe geht. Wie langweilig ein Spiel sein kann, druch das man ohne jegliche Anstrengung durchläuft, kennt vielleicht jeder.
Blacksmith of the Sandkingdom hat an diesem Punkt fast parodieartig meine kühnsten Vorstellungen untertroffen. Die ersten Kämpfe habe ich noch manuell bestritten, um mich mit dem Kampfsystem vertraut zu machen. Es gibt eine Option, dass Kämpfe automatisch ablaufen und eine weitere, um diese Automatik zu beschleunigen.
Direkt nach dem Tutorial habe ich diese Einstellungen übernommen und werde mit jedem Kampf unverhältnismäßig stärker als die Gegener. Das heißt, dass ich blind durch das Spiel laufen könnte, ohne dass mir etwas passiert. Damit verliert das Kämpfen absolut an Bedeutung und spielt keine Rolle, außer an Pixelfiguren zu laufen, Automatisierung ablaufen zu lassen und Ressourcen zu sammeln. Yes! Immerhin ist du Musik am Ende eines Kampfes eingängig.

Die Musik & Artstyle in Blacksmith of the Sand Kingdom
Hier komme ich nun endlich zu einer kleinen positiven Seite von Blacksmith of the Sand Kingdom: die Musik. Wie bereits in meiner Einführung erwähnt, ist die Musik zu Teilen sehr schön und stimmig. Der Soundtrack gibt auf jeden Fall das Feeling von 90-Jahre JRPGs wie Illusion of Time, Secret of Mana, Lufia II oder Terranigma wieder. Insbesondere die Musikstücke in der Stadt oder auch im Kampfesabspann sind sehr melodisch.
Der Artstyle ist an einen mehr oder weniger typischen Animestil angelehnt mit „klassischen“ Chrakteren. Das ist eine Formel, mit der man nichts großartig falsch machen kann. Im Dungeon ist die Gesamtoptik eher matt, was aber overall zu der trockenen wüstenartigen Landschaft passt. Die Pixelart selbst ist nicht außerordneltich schön, aber in sich stimmig und solide. Auch das ist eine sichere Wahl und war kein Wagnis der Entwickler – und stellt natürlich auch kein Problem dar.
Die Musik und der Artsyle hätten schon fast Potenzial, die banale „Story“ wieder wett zu machen. Allerdings ist mir eine kleine Information untergekommen, die ich hätte besser nicht lesen sollen: Blacksmith of the Sand Kingdom ist ursprünglich ein Mobile Game von Kemco/Rideon Inc. aus dem Oktober 2020. Warum das ein Problem für mich ist?

Die Hintergründe
Dass der Gaming-Bereich mitlerweile eine Multimilliarden-Industrie ist, dürfte sich bereits herumgesprochen haben. Dass dies oft ein Problem ist, worunter nicht nur die Qualität, sondern auch die Mitarbeiter der Entwickler teilweise leiden, sollte auch bekannt sein. Für mich persönlich stehen mobile Games dabei an forderster Front. Oft gibt es zu Spielen ein gewisses (und bewährtes) Konzept, wie man die Nutzer mit immer wiederkehrenden und sinnlosen Tätigkeiten an der Stange hält. Ein mobile Grinding-Game für die Momente, in denen man im Zug sitzt oder irgendwo wartet. Insbesondere im mobile Bereich ist diess Konzept für mich bereits so in Extrem getrieben, dass einfach nur noch Hülsen wie ein bsp. Simpson oder Schlümpfe Themen über die Konzepte gestülpt werden und die User dann über simples grinding abgezockt werden (mit böser Zunge gesprochen).
Mit ist bekannt, dass viele Spielekonzepte auch auf Konsolen und PC über dieses System funktionieren. Bei Blacksmith of the Sand Kingdom kommt dazu, dass es sich in eine Armada von Spielen von Kemco einreiht, die in kurzen Frequenzen das Haus verlassen. Diese Kombi aus dem Publisher und des Mobile Gaming Marktes hat mir dann aufgezeigt, wovor ich zunächst noch gut die Augen verschließen konnte: Das Game ist einfach extrem banal konzipiert. Insgesamt ist Blacksmith of the Sand Kingdom sehr gut und professionel entwickelt. Es ist so gut entwickelt, dass man hier von der Perfektion der Banalität sprechen könnten. Mit anderem Worten hatte ich an keiner Stelle das Gefühl, dass hier etwas Kreativität drin steckt. Vielmehr ein gutes 0815-Spiel von der Stange.
Mein Learning
Ich glaube fast, dass Spiel hätte mir sogar etwas Spaß gemacht, wenn ich nicht zu viel über die Sinnlosigkeit und Banalität von Blacksmith of the Sandkingdom nachgedacht hätte. Tja, typischer Fall von selbst Schuld… Dass ich hier etwas hart an ein Game rangehe, von dem man nichts anderes erwartet und von denen es viele gibt, ist mir klar. Vielleicht ist es einfach dieser Schlag, der mich getroffen hatte, als ich realisiert habe, dass ich dort ein Spiel in den digitalen Händen halte, das austauschbarer ist als alles, was ich zuvor gespielt habe.
Wie gesagt, habe ich auch meinen Spaß an repetetiven Aufgaben und JRPGs im Allgemeinen. Bei Blacksmith of the Sand Kingdom haben mit aber leider komplett eine halbwegs interessante Story und insbesondere eine Herausforderung gefehlt. Zwar war die Atmosphäre durch den Artstyle und die Musik sehr nice, aber mit dem Wissen, dass ich hier ein Produkt von der Stange habe, das eine unglaubliche Geldmaschienerie bedienen, ging bei mir das letzte Stück Atmosphäre verlorenen.
Manchmal bekommt man für um die 20 Euro Spiele wie Hades und manchmal sowas wie Blacksmith of the Sand Kingdom. 7 Euro wäre mir das Spiel eher wert gewesen und meine Enttäuschung über die nicht-vorhandene Spieltiefe etwas schwächer ausgefallen.
Abschließende Worte
Zusammenfassed kann ich sagen sagen, dass es in der Tat nichts explizit Schlechtes in Blacksmith of the Sand Kingdom gibt. Was das Spiel für mich runter reißt ist die Abstinenz von Herausforderung und Story in einem Maße, welches das Spiel leider zur absoluten Banalität verkommen lässt. Man könnte die Chraktere, Texte, Ressourcen, Waffen, Monster, Quests, etc. beliebig austauschen, ohne dass man sich als Spieler in irgendeiner Form anpassen müsste – man spielt auf Autopilot.
Beispielsweise habe ich bisher alle Side-Quest erledigen können, ohne dass ich mit dazu Texte durchlesen musste. Texte können ohne schlechtes Gewissen übersprungen werden, weil man die Mission quasi nebenbei erfüllen kann, wenn man einen Dungeon betritt. In der Regel muss man irgendwas sammeln, was man nebenbei eh erledigt. Im Zweifelsfall muss man doch noch etwas in der Schmiede herstellen. Dazu reicht aber ein kurzer Blick ins Menü. Ich bin jedoch beeindruck wie kreativ die Entwickler waren, sich alle diese kleinen Geschichten auszudenken, die leider überhaupt keine Rolle spielen. Schade für die Arbeit.
Um diesen Artikel nun aber dennoch mit ein paar positiven Worten abzuschließen, möchte ich noch die Einfachheit und Verständlichkeit von Blacksmith of the Sand Kingdom hervorheben. Es ist definitiv ein Spiel, welches ein sehr gradliniges Tutorial in kurzer kompakter Form bietet. Die Instruktionen sind alle verständlich und ergeben Sinn. Man kommt also ohne Probleme in das Spiel rein und kann sich ganz seinem Grinding-Fetisch hingeben – das Spiel hat also definitiv einen Hook.
Auch nochmals positiv anzumerken ist die stimmungsvolle Musik und der Artstyle. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass man seine eigene Party erstellen kann und viele unterschiedliche Klassen hat, welche man im Laufe des Spieles freischalten kann. Leider fehlt diesen Figuren eine Geschichte, Dialoge und Charakter. Nach Außen hin ist es also ein sehr schönes Spiel mit Potenzial aus der Mischung von Crafting und RPG. Leider fehlt Blacksmith of the Sand Kingdom eine Seele, die es bräuchte, um ein schönes Spiel zu sein.
04/10 Pixel